Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel – Digitalisierung, demografische Veränderungen und das Streben nach Klimaneutralität prägen die Zukunft. Prof. Dr. Michael Opielka (Institut für Sozialökologie gGmbH) betonte die Notwendigkeit, diesen Wandel sozialverträglich zu gestalten. Seine an die Politik gerichteten Lösungsansätze umfassen:
- Soziale Sicherheit: Modelle wie das Grundeinkommen können Stabilität schaffen.
- Lebenslange Weiterbildung: Bildung muss kontinuierlich und flexibel zugänglich sein.
- Inklusive Arbeitsmärkte: Chancengleichheit für alle ist essenziell.
Denise Gramß (Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH) zeigte praxisnahe Wege auf, um Menschen für Weiterbildung zu begeistern. Digitale Lerneinheiten oder spielerische Ansätze wie Escape Rooms senken Hemmschwellen und fördern den Zugang zu neuen Kompetenzen. Ralf Nuglisch (Paritätischer Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg e.V.) schlug vor, das Erfolgsmodell der assistierten Ausbildung auf die Weiterbildung zu übertragen. So könnten individuelle Lernprozesse besser begleitet und Qualifikationen langfristig gesichert werden.
Strategien gegen den Fachkräftemangel in sozialen Berufen
Um den Fachkräftemangel zu bewältigen, sind innovative Ansätze gefragt. Verena Bikas (Diakoneo KdöR) berichtete über den Einsatz moderner Technologien in der Pflege, wie KI-gestützte Bewerbungsauswertungen oder VR-Brillen, die Patient*innen vor Operationen beruhigen. Katja Lohmann (Pflegen & Wohnen Hamburg) zeigte, wie Digitalisierung Mitarbeitende entlastet – von automatisierter Dokumentation bis hin zu Robotern in der Küche. Die Vorteile der Digitalisierung sind vielfältig:
- Die Arbeitszufriedenheit steigt durch reduzierte Bürokratie.
- Die Krankenquote kann durch die Entlastung der Mitarbeitenden gesenkt werden.
- Flexible Arbeitszeitmodelle fördern eine bessere Work-Life-Balance.
- Die Kommunikation im Schichtbetrieb lässt sich deutlich verbessern.
- Digitale Tools ermöglichen eine effizientere Steuerung des Pflegeprozesses.
Für eine erfolgreiche digitale Transformation müssen jedoch wichtige Voraussetzungen erfüllt sein:
- Strategische Planung: Klare Ziele und ein realistischer Zeitplan sind unverzichtbar.
- Technische Infrastruktur: Stabile IT-Systeme, zuverlässiges WLAN und benutzerfreundliche Schnittstellen sind Grundvoraussetzungen.
- Finanzierung: Investitionen müssen gesichert und nachhaltig geplant werden.
- Change Management: Ein Kulturwandel ist notwendig. Schulungen und gezielte Kommunikation fördern die Akzeptanz.
- Zeit und Durchhaltevermögen: Transformation erfordert Geduld und Engagement aller Beteiligten.
Ein weiterer Schlüssel ist die Integration internationaler Fachkräfte. Kirstin von Graefe (Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung) hob hervor, dass eine kontinuierliche Begleitung der Fachkräfte entscheidend ist, um langfristige Bindung und Integration zu gewährleisten.
Innovative Personalgewinnung und Vernetzung
Wie können soziale Träger mit wenig Mitteln Fachkräfte gewinnen? Joanna Czerniawski (Paritätischer Wohlfahrtsverband Schleswig-Holstein e. V.) zeigte, wie Social Media strategisch genutzt werden kann:
- Storytelling: Geschichten zufriedener Mitarbeitender schaffen Authentizität und Vertrauen.
- Bewertungsplattformen: Plattformen wie Kununu können gezielt für ein positives Arbeitgeberimage genutzt werden.
- Fokus auf Kanäle: Eine klare Strategie für ausgewählte Social-Media-Kanäle erhöht die Reichweite und Effizienz.
Fazit: Gemeinsam die Zukunft gestalten
Die Fachforen des 83. Deutschen Fürsorgetages machten deutlich: Transformation und Fachkräftesicherung erfordern innovative und sozial gestaltete Ansätze. Mut, Kreativität und eine enge Zusammenarbeit zwischen sozialen Trägern, Politik und Wirtschaft sind unverzichtbar. Nur so können nachhaltige Lösungen entwickelt werden, die nicht nur den Fachkräftemangel lindern, sondern auch die soziale Infrastruktur stärken.
Im Rahmen des Projektes „WEITER – Transformation durch Weiterbildung“ besuchte Saskia Engler den 83. Deutschen Fürsorgetag in Erfurt, um innovative Impulse und praxisorientierte Ansätze für die Gestaltung einer zukunftsfähigen Arbeitswelt sowie die Fachkräftesicherung in der Sozialen Arbeit zu gewinnen.